Bereits 1959 führte ein Treffen zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) und dem Weizmann Institut of Science (WIS) zur Aufnahme des wissenschaftlichen Austausches zwischen Deutschland und Israel. Im Anschluss an dieses Treffen, am 14. März 1960 kündigte Bundeskanzler Konrad Adenauer nach einem Gespräch mit dem israelischen Ministerpräsidenten David Ben-Gurion in New York eine 3-Millionen-DM-Spende (1,53 Millionen Euro) für das WIS an. Sie markierte den Beginn einer umfangreichen Wissenschaftsförderung in Israel.
- Minerva-Weizmann-Projektförderung
- Minerva-Forschungszentren
- Minerva-Stipendien
- Minerva-Schulen
- Minerva-Gentner-Symposien
- ARCHES Award
Minerva-Weizmann-Projektförderung
Eine weitere Vereinbarung im Jahre 1963 sah die Förderung von wissenschaftlichen Projekten vor, und zwar zunächst durch eine Zuwendung der Volkswagen-Stiftung in Höhe von 2 Millionen DM (1,02 Millionen Euro). Ab 1964 übernahm dann das damalige Bundesforschungsministerium im Rahmen des ersten Minerva-Vertrages mit dem WIS die Finanzierung von 19 Projekten mit 52 Forscherinnen und Forschern mit jährlich 3,5 Millionen DM. Heute werden in dem Minerva-Weizmann-Programm mit einem Jahresetat von über 3,5 Millionen Euro etwa 80 Projekte auf allen Gebieten der Naturwissenschaften gefördert (ca. 25 neue Projekte pro Jahr). Die Vereinbarung wird jährlich erneuert und hat seit 1964 zur Förderung von inzwischen etwa 2.000 Projekten in Chemie, Physik, Mathematik und Lebenswissenschaften geführt.
Projektanträge werden vom Minerva-Weizmann-Komitee (zurzeit geleitet von der Professorin Marina Rodnina vom Max-Planck-Institute für biophysikalische Chemie) begutachtet, das paritätisch mit Wissenschaftlern aus Deutschland und vom WIS besetzt ist. Das Komitee trifft sich dazu einmal jährlich. Zu den ausdrücklichen Programmzielen gehören die Kooperation mit deutschen Forschungspartnern und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Seit 2008 können sich junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland direkt bei den laufenden Projekten um einen Kurzaufenthalt bewerben.
Seit 1975 werden an den israelischen Universitäten und dem WIS Minerva-Forschungszentren gefördert, die Spitzenforschung in Kooperation mit deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern betreiben. Das wissenschaftliche Spektrum der Zentren, die inzwischen ein wichtiger Bestandteil der israelischen Forschungslandschaft geworden sind, umfasst neben Bio- und Geowissenschaften, Chemie, Informatik, Computerwissenschaften und Umweltforschung auch Rechts- und Literaturwissenschaften sowie Religions-und Geschichtswissenschaften. Bei ihrem letzten Besuch in Israel gab die damalige Bundesministerin Johanna Wanka im Februar 2015 die Gründung zweier neuer Forschungszentren bekannt. Aktuell (Stand 2022) gibt es 24 Minerva-Forschungszentren (7 mit der Hebräischen Universität Jerusalem, 6 mit dem Weizmann-Institut (WIS), 4 mit der Universität Tel Aviv, 2 mit dem Technion, der Bar-Ilan Universität und der Universität Haifa, sowie ein Zentrum [Minerva-Zentrum für Menschenrechte] mit der Hebräischen Universität und der Universität Tel Aviv).
Die Forschungszentren finanzieren sich zu gleichen Teilen aus den Erträgen von langfristig in Israel angelegtem und vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung zur Verfügung gestelltem Stiftungskapital sowie durch einen Eigenbeitrag der begünstigten israelischen Forschungseinrichtung in Höhe der jährlichen Kapitalerträge („matching funds“).
Zur Koordinierung und übergreifenden Supervision der Zentren hat die Minerva Stiftung ein Zentrenkomitee eingesetzt (Der Vorsitzende ist gegenwärtig Jürgen Renn vom Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte). Es ist aus international anerkannten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aller Fachgebiete zusammengesetzt, die zusammen mit externen Gutachtern für die Auswahl und Begutachtung von neu beantragten Zentren sowie für die regelmäßige Evaluierung der bestehenden Zentren verantwortlich sind. Seit einer Reform von 2011 ist das Zentrenprogramm noch stärker an kompetitiven Verfahren ausgerichtet..
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierte Minerva-Stipendien-Programm ist ermöglicht israelischen und deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern (Doktoranden und Post-Doktoranden) einen Forschungsaufenthalt an einer Einrichtung im anderen Land. Das Stipendienprogramm soll nicht nur der Unterstützung gemeinsamer Forschung dienen, sondern darüber hinaus auch den kulturellen Austausch zwischen beiden Ländern stärken.
Bis 2019 förderte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit insgesamt 40 Millionen Euro längerfristige Forschungsaufenthalte von rund 1000 israelischen und ebenso vielen deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Das Stipendienprogramm stellt inzwischen jedes Jahr 1,65 Millionen Euro für rund 75 Jahresstipendien bereit, die an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus beiden Ländern vergeben werden. Minerva-Stipendien stehen Forschenden aller Fachrichtungen offen. Vorrangig werden Doktoranden und Postdoktoranden gefördert. Die Förderungsdauer beträgt in der Regel sechs Monate bis zwei Jahre, für Doktorandinnen und Doktoranden bis maximal drei Jahre. Minerva-Kurzzeitstipendien zwischen einer Woche und acht Wochen geben überdies jungen deutschen und israelischen Nachwuchsforscherinnen und -forschern die Möglichkeit zur ersten Kontaktaufnahme mit Partnern im Gastland. Auch die Teilnahme an Seminaren und Workshops wird ermöglicht.
1997 wurde mit der Einrichtung von Minerva-Schulen begonnen. Die Schulen dienen dem Ziel, fortgeschrittenen Studierenden in allen Wissenschaftsbereichen erste Kontakte ins Partnerland bereits während des Studiums zu ermöglichen. Dabei werden vielversprechende Studierende mit hervorragenden Vertretern ihres Fachgebietes aus beiden Ländern zu mehrtägigen Begegnungen zusammengebracht. Seit 2006 wurden mehr als 30 Minerva-Schulen in Deutschland und Israel gefördert. Die Fördersumme beträgt pro Minerva-Schule maximal 25.500 Euro.
Die seit 1972 geförderten Gentner-Symposien sind nach Wolfgang Gentner, einem der deutschen Initiatoren der wissenschaftlichen Kooperation mit Israel, benannt. Die Symposien mit in der Regel 25 bis 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden auf allen Gebieten der Forschung abgehalten und mit bis zu 30.000 Euro aus Mitteln des Stipendienprogramms finanziert. Sie können sowohl in Deutschland als auch in Israel stattfinden. Auch an diesen Symposien beteiligen sich besonders qualifizierte wissenschaftliche Nachwuchskräfte. Über die Vergabe der Stipendien entscheidet das Minerva Stipendienkomitee, das paritätisch mit deutschen und israelischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern besetzt ist. Zwischen 1995 und 2022 fanden annähernd 50 Minverva-Gentner-Symposien statt.
Von 2008 bis 2019 wurde vom BMBF der ARCHES Award (Award for Research Cooperation and Highest Excellence in Science) vergeben. Das Programm wurde von der Minerva Stiftung administriert. Der Preis wurde jährlich an zwei deutsch-israelische Teams von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern (max. 40 Jahre) vergeben und war mit insgesamt 400.000 Euro dotiert. Er wurde alternierend für die Forschungsfelder Natur- und Ingenieurswissenschaften, Lebenswissenschaften sowie Geistes- und Kulturwissenschaften ausgeschrieben.