
Auch in weiteren Gebieten der Lebenswissenschaften, wie den Neurowissenschaften, der Biotechnologie und der Medizintechnik, gab und gibt es eine intensive deutsch-israelische Zusammenarbeit. Sinnbildlich dafür steht die aktuelle Kooperation von BioNTech mit dem Weizmann Institute of Science (WIS). Auf verschiedenen Gebieten der Lebenswissenschaften wurden Minerva Zentren an mehreren israelischen Forschungseinrichtungen gegründet.

Die bilaterale Kooperation in den Neurowissenschaften wurde in den Jahren 1998 bis 2009 gefördert. Diese Maßnahme war der Nachfolger der erfolgreichen Kooperation im Bereich der kardio-vaskulären Erkrankungen ab 1976. Im Jahre 1998 wechselte der thematische Fokus dieser Fördermaßnahme von kardio-vaskulären zu neurologischen Erkrankungen. Im Kooperationszeitraum 1998 bis 2009 wurden 23 herausragende Projekte im Bereich der krankheitsorientierten Neurowissenschaften mit einem Gesamtvolumen von sieben Millionen Euro gefördert.
2007 wurde die bilaterale Kooperation in den Neurowissenschaften durch die Teilnahme beider Länder an transnationalen Initiativen abgelöst, dem ERA-Netz NEURON und der Joint Programming Initiative (JPI) JPND. Das ERA-Netz NEURON fördert Projekte im Bereich der psychischen und neurologischen Störungen sowie der Erkrankungen der Sinnessysteme. Sowohl Deutschland als auch Israel sind seit der Gründung im Jahr 2007 feste Partner des Netzwerks. Derzeit fördert das BMBF sieben Vorhaben als Teil von fünf multilateralen Verbünden mit israelischer Beteiligung. Die JPI JPND deckt den Bereich der neurodegenerativen Erkrankungen ab und wurde im Jahr 2009 gegründet. Deutschland ist von Beginn an Partner, Israel ist dem Netzwerk 2012 beigetreten. Aktuell fördert das BMBF im Rahmen des JPND acht Vorhaben in sechs multilateralen Verbünden mit israelischer Beteiligung. Die geförderten Vorhaben beider Initiativen sind der anwendungsorientierten Grundlagenforschung in den Bereichen der biomedizinischen und der klinischen Forschung zuzuordnen. Die Forschungsarbeiten umfassen im Wesentlichen die Verbesserung des Verständnisses von Krankheitsursachen und -mechanismen sowie die Erforschung und Erprobung wirksamer Therapien. Neue Förderaufrufe beider Initiativen erfolgen in der Regel jährlich.
Darüber hinaus laufen im Rahmen der „Multilateralen Zusammenarbeit in Computational Neuroscience: Deutschland – USA – Israel – Frankreich“ zur Etablierung transnationaler Forschungsnetzwerke aktuell zwei Projekte mit Beteiligung von Forschungseinrichtungen aus Deutschland, Israel und den USA.
Das israelische Gesundheitsministerium (MOH) und das BMBF sind Mitglieder der „Joint Programming Initiative on Antimicrobial Resistance“. Im Rahmen dieser Initiative fördern BMBF und MOH derzeit vier Verbünde zwischen israelischen und deutschen Partnern. Das MOST und das BMBF sind Partner der „Joint Programming Initiative ‚A Healthy Diet for a Healthy Life“. Im Rahmen der Förderbekanntmachung „Addressing adverse and beneficial effects of food ingredients and food processing on hypersensitivities to food” fördern BMBF und MOST einen Verbund, an dem die Ben-Gurion-Universität des Negev sowie die TU München beteiligt sind.

Das German Israeli Health Forum for Artificial Intelligence (GIHF-AI) verbindet Expertinnen und Experten aus Deutschland und Israel im Bereich Digitale Gesundheit mit einem Fokus auf Künstliche Intelligenz (KI) und Maschinellem Lernen (ML). Das GIHF-AI wurde 2021 von ELNET Deutschland gegründet. Ziel ist es, durch Dialogformate und jährliche Konferenzen sowie regelmäßige Veröffentlichungen Handlungsempfehlungen für die deutsche Politik zu erarbeiten.
Seit über 25 Jahren wird das Gesundheitssystem Israels sukzessive digitalisiert. Über 700 Startups sind dabei entstanden. GIHF-AI soll entsprechendes Wissen transferieren sowie Synergien mit Deutschland ermitteln. Das Programm wird vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gefördert.

Die Kooperation zwischen dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem israelischen Ministry of Science, Technology and Space (MOST) auf dem Gebiet der Biotechnologie besteht seit 1976. Sie wurde im Jahr 2000 weg von der Grundlagenforschung hin zu anwendungsnahen Kooperationsvorhaben zwischen israelischen Forschergruppen und deutschen Unternehmen neu ausgerichtet. Auf dieser Basis baut die Förderaktivität German-Israeli Cooperation in Biotechnology BIO-DISC auf. Diese zusammen mit dem damaligen Office of the Chief Scientist (OCS) im Wirtschaftsministerium (damals MOITAL) im Jahr 2004 ins Leben gerufene Kooperation förderte bis 2015 bilaterale Forschungsverbunde zwischen deutschen und israelischen Unternehmen. Insgesamt 28 Verbundprojekte mit einem Fördervolumen von rund 14,3 Millionen Euro wurden vom BMBF und in gleicher Größenordnung vom israelischen Wirtschaftsministerium unterstützt. Außerdem förderte das BMBF insgesamt 17 Machbarkeitsstudien von deutschen und israelischen Forschungseinrichtungen. Das Themenspektrum der Projekte reichte von der Technologieentwicklung zur optimierten Nutzpflanzenzüchtung, der Genomanalyse zur Identifizierung therapeutisch relevanter Gene bis hin zur Weiterentwicklung von medizinischen Implantaten.

Israel und Deutschland suchen in der Medizintechnik nach einer neuen Generation von Prothesen, die gelähmten, amputierten oder an Parkinson erkrankten Patientinnen und Patienten sowie anderweitig in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkten Menschen zu mehr Kontrolle über ihre Gliedmaßen verhelfen. Einen der vielversprechendsten Ansätze verfolgte METACOMP (Modelle und Experimente zur Adaptiven Kontrolle von Motor-Prothesen), ein Forschungsverbund im Rahmen der Deutsch-Israelischen Projektkooperation (DIP). Durch METACOMP wurde der Grundstock für die Entwicklung einer „intelligenten“ Prothese gelegt, die über eine stabile Schnittstelle direkt mit dem Gehirn ihres Trägers verbunden ist und sich von diesem ansteuern lässt.