Darmkrebs gezielter behandeln: Protein hilft bei der Auswahl der passenden Therapie

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Ein deutsch-israelisches Forschungsteam hat einen vielversprechenden neuen Ansatz bei der Behandlung von Darmkrebs entdeckt, der weltweit dritthäufigsten krebsbedingten Todesursache. Durch die Analyse patientenspezifischer genetischer Daten identifizierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein Proteinsystem, das die Resistenz gegen Chemotherapien vorhersagen und die Tür zu maßgeschneiderten, wirksameren Behandlungen öffnen könnte.

Die Studie wurde von Prof. Michal Linial, Prof. Or Kakhlon und Keren Zohar von der Hebrew University of Jerusalem zusammen mit Prof. Dr. Ulf Kahlert und Dr. Marco Strecker von der Universitätsmedizin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg geleitet. Außerdem waren das Hadassah-Hebrew University Medical Center , das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) und das Universitätsklinikum Dresden an der Studie beteiligt.

In der aktuellen Untersuchung analysierten die Forschenden Gewebeproben von 32 Patientinnen und Patienten mit Darmkrebs. Besonders im Fokus stand das Eiweiß xCT, das zentrale Stoffwechselprozesse in Krebszellen steuert und für deren Wachstum wichtig ist. Die Ergebnisse zeigten: Tumore mit hoher xCT-Aktivität sprechen deutlich besser auf bestimmte Chemotherapien an. Damit könnte xCT künftig als Biomarker dienen, um vor Beginn der Behandlung die Erfolgsaussichten bestimmter Therapien einzuschätzen.

Um die Therapie passgenauer auszuwählen, setzte das Forschungsteam auf Organoide: winzige, im Labor gezüchtete Tumore, die das Originalgewebe präzise nachbilden. Sie erlauben es, Medikamente direkt an Tumor- und Normalgewebe zu testen, ohne Patientinnen und Patienten unnötig zu belasten.

„Unsere Studie zeigt, wie leistungsfähig die Integration patientenspezifischer Daten in Funktionsmodelle ist“, sagt Prof. Linial. „Dieser Ansatz identifiziert nicht nur, was den Tumor jedes Patienten einzigartig macht, sondern zeigt uns, wo der Krebs am anfälligsten ist.“

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass wir genauer vorhersagen können, welche Therapie bei welchem Tumor am besten wirkt“, erklärt Studienleiter Prof. Dr. Ulf Kahlert. „Wer hohe xCT-Werte im Tumor aufweist, könnte womöglich von einer gezielten Kombinationstherapie profitieren. Personen mit niedrigen Werten könnten unnötige Nebenwirkungen vermeiden.“

Die Forschungsarbeit mit dem Titel Patient-specific pharmacogenomics demonstrates xCT as predictive therapeutic target in colon cancer with possible implications in tumor connectivity wurde in der Fachzeitschrift Molecular Oncology veröffentlicht und kann unter https://febs.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/1878-0261.70129 abgerufen werden.

Quelle & weitere Informationen: OVGU und HUJI